Kunst im öffentlichen Raum
Kunst im öffentlichen Raum, meist geht man daran vorbei und beachtet sie kaum. Manchmal jedoch hält man inne und fragt sich: Wer hat das Kunstwerk geschaffen, was hat sich der Künstler dabei gedacht, was will er damit ausdrücken, warum steht es grade an diesem Ort? Auch im Böblinger Stadtgebiet kann jederzeit und ganz direkt rund 110 Kunstwerken begegnet werden. Viele sind ganz offen-sichtlich, andere eher versteckt.
Kunstwerke im öffentlichen Raum werden nicht selten kontrovers diskutiert, insbesondere wenn es sich um Neuaufstellungen handelt, und zwar in einer breiteren Öffentlichkeit. Allein dies zeigt ihre Bedeutsamkeit. Anders als bei einem gezielten Galeriebesuch trifft man auf sie unvermittelt, niederschwellig, unumgänglich. Sie bringen Kunst in die Alltagswelt. Zugleich stellen sie Interventionen in den Stadtraum oder die Natur dar und treten damit – anders als im Museum – in eine unmittelbare Wechselwirkung mit ihrer Umgebung. Auch können sie anders genutzt und besetzt werden: Sie dienen als Treffpunkt, Ruheort, Klettergerüst für Kinder. Manche setzten aktuelle (stadt-)politische Statements. Sie sind also als Kunstwerke Teil unseres alltäglichen Lebensraums.
Diesen Spuren im Allgemeinen und den Werken in Böblingen im Besonderen spürte der Böblinger Galerieverein in einer Matinee am Sonntag, den 28. Juli 2024 in der Zehntscheuer Böblingen nach, gefolgt von einem Stadtspaziergang (den Flyer dazu finden Sie hier als PDF). Auf dem dort präsentierten Material basiert der aktuelle Inhalt dieser Webseite. Erste Stadtspaziergänge fanden bereits 2021 und 2022 statt, organisiert von Heidrun Behm und dem Fotografen Attila Melzer. Die von ihm stammenden Flyer und Fotografien auf dieser Seite stellte er dem Galerieverein freundlicherweise zur Verfügung, alle Rechte dafür liegen bei ihm. Die Online-Texte und den redaktionellen Inhalt erstellte Markus Baumgart.
Ein Einführung zu dieser oft übersehenen und unterschätzten Kunstsammlung unter freiem Himmel findet sich ebenfalls auf der entsprechenden Webseite der Städtischen Galerie Böblingen.
Kunst im öffentlichen Raum – eine kurze Einführung
Kunst im öffentlichen Raum kann stets unter unterschiedlichen Aspekten betrachtet werden. Und wie Stimmen von Betrachter/innen zeigen, spricht sie diese in vielfältiger Weise an. Einige solcher Zitate und eine kurze Einführung in die verschiedenen Themenfelder finden Sie hier als PDF.
Die weiteren ›Karten‹ auf dieser Seite greifen jeweils einen Aspekt exemplarisch am Beispiel von Werken im Böblinger Stadtraum heraus. Selbstverständlich vermischen sich in jedem der Werke unterschiedliche Aspekte – Sie sind herzlich eingeladen, jeweils weitere für sich selbst zu entdecken. Auf der »Mehr lesen«-Seite jeder ›Karte‹ können die Werke (nach dem Mausklick auf ein Bild) großformatig betrachtet werden.
Zufällige Begegnungen mit Kunst im Alltag
Kunstwerke im öffentlichen Raum sind Teil der Alltagswelt. Durch sie kommt es zu zufälligen und niederschwelligen Begegnungen mit Kunst, jenseits eines Museumsraumes, der aktiv betreten werden muss. Egal ob beim Flanieren oder beim Einkauf, laden sie mit ihrer Präsenz am Wegrand unverbindlich zur längeren Betrachtung ein.
Poetische Interventionen in den Alltag
Entwickelt man als Betrachter/innen eine Offenheit auch gegenüber dem nicht offensichtlich Verständlichen und lässt sich auf ein Kunstwerk ein, besteht die Möglichkeit, es »mit der Seele sehen zu können«. So zeigt es seinen lyrischen Gehalt – und manchmal ist es auch ganz konkret mit Lyrik versehen.
Stimmung eines Ortes und Stadtraums
Kunstwerke beeinflussen die Stimmung eines Ortes, ihre Umgebung. Sie können einen Platz schöner und menschenfreundlicher machen. Bestenfalls führen sie bei den Einwohner/innen zu einer stärkeren Identifikation mit ihrem Stadtraum oder zumindest einem besonderen Platz.
Wechselwirkung mit Stadtraum und Natur
Kunstwerke im öffentlichen Raum stellen Interventionen in den Stadtraum oder die Natur dar. Es kommt zu einer Wechselwirkung zwischen Kunstwerk und Umgebung. Somit prägen die Werke den Stadtraum oder die Landschaft, definieren sie jeweils mit. Es kommt zu Um- und Neudeutungen.
Umnutzung, Treffpunkt, Begegnungen
Ein spielerisches Entdecken von Kunst ermöglichen Werke im öffentlichen Raum nicht zuletzt Kindern. Sie können darauf klettern, die dargestellten Szenen und Körperhaltungen nachstellen, sich in sie einfügen. Älteren können geeignete Kunstwerke als Sitzgelegenheit dienen oder eine Skulptur wird zum gerne genutzten Treffpunkt.
Kunstwerke als (stadt-)politische Statements
Kunstwerke im öffentlichen Raum können auch (stadt-)politische Statements abgeben, die auf gesellschaftlich diskutierte Sachverhalte verweisen. Zum völligen Verständnis ist in diesen Fällen oft ein Vorwissen notwendig. Kunstwerke dieser Kategorie sind nicht mehr völlig offen und interesselos, auch wenn sie freilich trotzdem ausschließlich ästhetisch rezipiert werden können.
Kunstwerke als Orte historischer Erinnerung und des Gedenkens
Eine Trennschärfe zum Denkmale, das auf (zeit-)historische Geschehnisse verweist, ist bei Kunst im öffentlichen Raum nicht immer gegeben. Denkmale bilden eine eigene Kategorie, da sie Orte der Mahnung, historischen Erinnerns oder des Gedenkens sind. Eine Gemeinsamkeit ist, dass auch sie wie die öffentlichen Werke oft kontrovers diskutiert werden.
Versteckte Kunstwerke
Viele der vorgestellten Kunstwerke stammen aus dem Jahr 1996. Dies ist kein Zufall, denn sie wurden im Rahmen der in dem Jahr durchgeführten Landesgartenschau installiert. Damals Teil des Skulpturenparks, stehen manche nun etwas vereinsamt und versteckt an ihrem Standort. Sie plötzlich zu entdecken macht andererseits wiederum ihren Reiz aus.